Ich weiß noch, wie ich mich Anfang des Jahres nicht soo richtig auf das musikalische Jahr gefreut habe – gab jetzt nicht viele „große“ Platten, die angekündigt waren und mich interessiert haben. Und so kam es auch: Midnights von Taylor Swift ist ne langweilige Platte und Jack Antonoff als Producer ist für mich wirklich Hit or Miss (der hat einfach Daddy’s Home und Norman Fucking Rockwell produced und dann sowas langweiliges???). Beyonce ist mir noch egaler als vorher, Harry Styles kopiert Metronomy recht langweilig und 21 couldn’t do something for me. Auch Deutschrap war (für mich) größtenteils nicht catchy, die ganzen spannenden und neuen Artists der letzten Jahre sind jetzt halt etabliert. Und ich hab 2022 endgültig den Überblick bei King Gizzard & The Lizard Wizard verloren.
Ich war das Jahr über generell eher auf nem „Nostalgie“-Trip unterwegs. Die Glow On von Turnstile läuft bei mir auch 2022 rauf und runter, Lil Peep und $uicideboy$ hör ich noch genauso gerne wie im Sommer 2017, Knocked Loose ballern rein, ich hab die Platten von Lana Del Rey wiederentdeckt und ich hör gefühlt jede Woche irgendeine andere altbekannte Band (letztens noch Einstürzende Neubauten wieder komplett reingefahren, dann Bloc Party usw.).
Gab dann aber glücklicherweise doch einiges, was mir gut gefallen hat.
Black Midi – Hellfire
Jaja, ich hatte es schon im August angeteasert und bin recht late to the party. Möchte ich trotzdem nochmal kurz erwähnt haben: Black Midi haben mich mit dem Album endlich richtig abgeholt, geiler Scheiß. Gleichzeitig sind Black Midi live auch eine richtige Wucht. Alles in allem eine sehr geile Band und aufgrund des jungen Alters der Musiker bin ich sehr auf die nächsten Jahre gespannt.
HEALTH – DISCO4 :: PART II
Irgendwie wollte ich Nine Inch Nails trotz ausbleibendem Major-Release in den Jahresrückblick bringen und HEALTH helfen mir dabei. Scherz beiseite, HEALTH laden hier interessante Acts ein (unter anderem Poppy und Lamb of God) und bringen starkes Album raus. Ich hatte auch schon Tickets für das Konzert im Junkyard, das musste ich aber kurzfristig verpassen – ich hatte mir kurz vorher bei einem anderen Konzert Corona geholt.
Bladee & Ecco2k – Crest
Naja, der Grund warum ich Covid hatte. Gleichzeitig auch das einzige Konzert im Jahr 2022, bei dem ich das Gefühl hatte, wesentlich älter als der Durchschnitt im Publikum zu sein. Das Konzert war der Hammer und die beiden (zusammen mit Thaiboy Digital) haben gezeigt, dass Innovation nicht immer augenscheinlich sein muss. Das Album ist nämlich nicht besonders aufregend in einem „krass, noch nie sowas gehört“-Sinne und auch dem Hyperpop-Label entziehen sich beide weiterhin konsequent. Vielmehr schaffen es beide auf den zuckersüßen Beats ihre Ängste und Hoffnungen mitzuteilen und schaffen so ein spannendes Album, welches man genauso nebenher wie höchst konzentriert hören kann. Das lose Konzept von „Gott suchen und finden“ ist zwar nicht richtig meins, aber sich nur von Musik gegen Gott zu ernähren ist auch nicht ausgewogen.
Zeal & Ardor – Zeal & Ardor
Dass Musik gegen Gott thematisch trotzdem geiler ist, beweist für mich das dritte Album von Marcel Gagneux. Bei dem Debüt Devil Is Fine war ich eigentlich schon vollends zufrieden – dass er sich musikalisch immer weiter entwickelt und neue Möglichkeiten nutzt, feier ich aber mindestens genauso.
Es ist für mich zwar nur das drittbeste Zeal & Ardor-Album, aber das reicht immer noch locker, um von mir sehr gerne gehört zu werden.
Fontaines D.C. – Skinty Fia
Mein Album des Jahres, mega geile dritte Platte. Die Irische Diaspora in London fühle ich natürlich nicht persönlich, aber ich bin beeindruckt davon, wie emotional und eindringlich Fontaines immer noch klingen können. Auch die Weiterentwicklung der Band ist spürbar zu hören, jeder Song ist n persönlicher Instant Classic.Auch live haben die Songs richtig gut in die Setlist gepasst und es ist für mich ein geiles drittes Album. Und irgendwie fühl ich mich bei jedem Mal hören doch ein bisschen irisch (haha, Scherz..oder?).
Die Nerven – Die Nerven
Für mich das geilste deutschsprachige Rockalbum. Ich fand die Nerven vorher immer etwas sprunghaft und hab sie nicht nicht richtig greifen können, aber mit dem Album haben sie mich gepackt. Ist auf sehr schöne Art zeitgemäß und die klugen Texte regen mich immer wieder zum Nachdenken an. Die Lavender Town-Inspiration für 180° macht es noch besser. Und das beste: Vor allem bei den ersten beiden Tracks hat man endlich mal wieder die Gelegenheit wütend zu werden. Hand aufs Herz, wann hat das das letzte Mal bei euch neue Musik geschafft?
Weitere Alben, die ich echt nice fand:
OG Keemo – Mann beißt Hund (bester Deutschrap-Release für mich)
$uicideboy$ – Sing Me A Lullaby, My Sweet Temptation (Bin in erster Linie froh, dass ich die neuen Sachen immer mal wieder hören kann und das Album nicht komplett kacke finde. Sind einige Banger bei)
Russian Circles – Gnosis (Niceeee)
Kae Tempest – The Line Is A Curve (weinen)
Fjørt – nichts (wächst mir immer mehr ans Herz)
Wet Leg – Wet Leg (Siehe die Rolling Stone Best Albums Review… lol)
Audio88 & Yassin – Back im Game Vol. 1 (solide Platte)
Dreamville, Various Artists – D-Day: A Gangsta Grillz Mixtape (STICK)
Denzel Curry – Melt My Eyez See Your Future (Nur Liebe für Denzel Curry)
Bad Bunny – Un Verano Sin Ti (bin ich ehrlich, gefällt mir wirklich)
Yung Hurn – Crazy Horse Club Mixtape, Vol. 1 (Ist wirklich mal was anderes und mir gefällt’s, weil ich ein Elfbar hab)
Crosses – PERMANENT.RADIANT (Bis auf Day One, unglaublich ekliger Track. Bah)
Soul Glo – Diaspora Problems (Möchte ich unbedingt mal live sehen)
Das waren dann doch mehr als ich Anfang des Jahres dachte und das ist auch gut so.
Auf nächstes Jahr freue ich mich dann aber richtig, zumindest gefällt mir diese Aussicht sehr gut.