Archiv der Kategorie: YouTube

Die 50 besten Menschen

Luksan Wunder ist so n bisschen Switch Reloaded im Internet und mit viel Zeitgeisthumor – viele dumme Sketches, aber richtig erfrischend und auf ironische Art sehr stumpf, so wie Humor halt sein sollte. Luksan Wunder hat viele Formate, unter anderem die geilen Videos zur richtigen Aussprache (kennt man vielleicht auch vom Postillon) oder die eher langweiligen Literal Videos zu irgendwelche aktuellen Songs. Unter den gefühlt zehntausend Videos gibt’s aber auch immer wieder unbekannte Schätze, wie das hier: Die 50 besten Menschen. Hier wird dieses nervige „Top XXX“-Format von Galileo und so persifliert, mit teilweise überraschenden Menschen (. Erinnert ein bisschen an die Switch-Folge mit den besten Erfindungen der Menschheit, wo der Pömpel auf Platz Eins war. Die Folge mit den Plätzen 45 bis 41 ist mMn die beste, bis jetzt gibt es aber leider noch keine Videos zu den Plätzen 30 bis 1.

Geil sind auch die Top 5 Grammatik-Fakten und die Videos der Minireihe Netzkolleg.

Ramen of Doom

Ein Ramenrestaurant auf Michelinsternniveau bereitet sich auf den Abendservice vor. Nichts ahnend habe ich auf den Link geklickt und wurde in den ersten Minuten mit dieser absurden Menge an toten Tieren konfrontiert. Außerhalb jeglicher politischer und/oder moralischer Essgewohnheitsentscheidung: That’s pretty doom.

Gründung von Schloss Cappenberg

Das Geschichtsfenster habe ich nicht geöffnet, aber ich reiß es noch ein bisschen weiter auf: Ein zehnminütiger Animationsfilm über die Gründung des Kloster Cappenberg ganz in unserer (Dortmunder) Nähe, extrem informativ für Leute, die schon immer mal wissen wollten was die Region historisch so auf dem Kasten hat. Der Film bringt die aktuelle Faktenlage, finde ich, ganz gut rüber (wenn man die manchmal sehr klischeehaften Zeichnung nicht allzu ernst nimmt).

Das Kloster Cappenberg ist auch immer nen Tagesausflug wert, den dort ausgestellten Cappenberger Kopf (früher Barbarossakopf) kennen auch Menschen, die mit dem Mittelalter nichts zu tun haben. Ich war 2019 auf ner Tagung zur Gründung des Klosters und war begeistert – die Historie ist schon irgendwo ziemlich nerdig, aber auch mega spannend.

Endlich wieder Trap House Kitchen

Als erklärter M-Beezy-Ultra – der Boy hat es einfach gemaked, von 1 verlachten Kunstfigur zu 1 legit Dude im Rap-Game zu getten – und als Foodfan bin ich natürlich hyped AF, wenn eine neue Episode der legendären Trap House Kitchen dropped. Wie immer sind die cooking skills am been, man getted den appetite; ich würde kritisieren, dass die Fries nach dem Chicken für 4 Minuten gefinished werden und dadurch die heat in beiden parts des dishes nicht consistent ist, aber es sieht trotzdem tasty aus und wie jeder weiß, kann der No-Plug wirklich cooken (siehe u. A. hier). WE LIT!

Geschichtsfenster

Reactionvideos sind tot, lang lebe das Reactionvideo. Scheißt auf „My Grandpa reacting to 2 Girls, 1 Cup“ (hehe, Fäkalwitz), ich hänge jetzt nicht nur noch bei den famosen Held der Steine-Videos*, sondern bei Geschichtsfenster rum. Historiker reagiert auf Harald Lesch, Welt der Wunder und sonstiges und hat auch fernab davon sehr, sehr interessanten, spezifischen (vorrangig Mittelalter-) Content. Ich bin tbh schockiert, dass dieses Video 45 Minuten geht, ich es aber „mal eben nebenher“ zur Abendlunte geschaut habe.

*Wie es sich gehört, eine Fußnote: der Held der Steine hat nicht nur wegen seines obskuren Logo-Kampfes mit der Firma LEGO (sehr interessanter Fall, scheißt auf diese Drecksfirma – aaaaber: schöne Sets kommen dennoch manchmal) auf linksradikalen Memeseiten eine kurze Welle der Lobhudelei erfahren, sondern teilt auch sonst (die Antikapitalisten freuen sich über dieses Fünkchen aufkeimender Opposition) sehr fein gegen die schmierigen Geschäftsmodelle einer der Firmen aus, deren Ware er veräußert und liefert vermutlich die ehrlichsten und ehrbarsten Produktrezensionen im ganzen Internet.

Gnod

Seit Jahren verfolgen mich Gnod, ohne dass ich sie selber richtig verfolgt habe. Das liegt vor allem an meinem sonderbar erzogenen Spotify-Algorithmus, der mir Gnod fast jede Woche in den Mix der Woche wirft. Das ist mir aber erst nach einer Weile aufgefallen, weil Gnod wirklich jedes Mal anders klingen.

Die Band ist ein ständig durchrotierendes Musik-Kollektiv, zumindest der Sänger und ein paar andere Leute sind aber wohl jedes Mal dabei. Von super freundlichem 2010er-Loop-Psych und ätherischem Spacerock auf Gnod Drop Out With White Hills (zusammen mit, überraschung, White Hills) schnodderte sich die Band über ein ähnlich psychedelisches, aber weit kratzigeres Nachfolgealbum hin zu einem elektronischerem, teils Industrial-inspirierten Sound auf „Infonity Machines“ (es gibt sogar einen Boiler Room-Mitschnitt ohne klassische Instrumente), nur um dann in die übellriechende Pfütze aus Angepisstheit („Mirror“, viel Noiserock, recht Idles-verwandt, 2016) zu schlittern, aus denen ich die Band das erste Mal bewusst gefischt habe. Um darauf folgend ein 90s-Noiserockalbum (JUST SAY NO TO THE PSYCHO RIGHT-WING CAPITALIST FASCIST INDUSTRIAL DEATH MACHINE) mit gleichbleibender Wut, aber catchy Hooks und einem Funken Optimismus rauszuhauen.

Ein paar Sachen bleiben jedoch immer ähnlich: Dringlicher Gesang, viel Repetition, viel Abwechslung. Ich empfehle wirklich ausdrücklich, durch ein paar Alben zu skippen, denn so richtig erklärt kriegt man das hier alles nicht. Hier dann eine sehr Garage-lastige Bock-auf-Abriss-Nummer:

Nine Inch Nails Woodstock 1994

Durch die Netflixdoku sind ja viele Leute auf das Desaster von Woodstock ’99 aufmerksam geworden, also nutze ich mal die Gelegenheit auf das fünf Jahre vorher stattfindende 25 Jahre-Jubiläumsfestival hinzuweisen (Und naja, auch hier gab’s Tote und Verletzte). Als Bands waren unter anderem Green Day, Grateful Dead, Red Hot Chili Peppers, Aphex Twin und Bob Dylan dabei. Die größte Menschenmenge der über 350.000 Besucher:innen versammelte sich aber vor Nine Inch Nails. Die Band hatte kurz vorher im Schlamm gewrestlet und war generell ziemlich wasted, aber der Auftritt war ja nun mal Teil der „Self Destruct“-Tour.

Der Auftritt von Happiness In Slavery bekam später den Grammy für die beste Metal Performance und auch die restlichen Songs sind mit einer unglaublich destruktiven Wucht gespielt. Unter anderem werden hier Closer und Wish zum besten gegeben, die Single Burn (zum Film Natural Born Killers) performt sowie Suck (Pigface, wovon Trent kurz Teil war) und Dead Souls (Joy Division für The Crow) gecovert. Mega skurril, dass der gleiche Trent Reznor später einen großen Teil zur erfolgreichsten Single der US-Geschichte (Old Town Road) und Musik zu Filmen wie The Social Network, Bird Box und Soul beitragen wird.

Übrigens, was persönliches: Während Nine Inch Nails auftraten, wurde ich ein paar hundert Kilometer entfernt in Cincinnati geboren. Mein Vater erzählt immer mal wieder, dass er das Konzert live im Wartesaal geguckt hat. Ich bin zwar nicht abergläubisch, aber das erklärt irgendwie ganz gut, warum NIN meine absolute Lieblingsband ist..

Barbie Jeep Downhill

Oh man, hatten wir während der Lockdowns viel Zeit. Zeit, die gut und gewinnbringend genutzt gehörte: Nach einer etwas ausufernden Begeisterung für Videos von Underground-Streetfights* und GoPro-Aufnahmen von Modellbahn-Lokmitfahrten bin ich direkt von Führerstand eines gepflegten ICE (Märklin, H0) in texanische Mudholes gestolpert. Nachdem ich mein Umfeld verwirrt wahrgenommen und etwas später verarbeitet hatte (Quads in Schlammlöchern, Partyaufnahmen mit obskuren Interviews, Truckpulling, das Gefühl, mehr dabei zu sein, als es sich für Außenstehende gehört) wurde ich von einer Gruppe selbsterklärter Rednecks aufgenommen, bekam ein Bud Light in die Pranke gerückt und wurde in die Welt des Barbie Jeep Racing eingeführt.

Man könnte jetzt alles auf Corona schieben (nur Spazieren, viel rumsitzen), aber da ich auch jetzt keinen Extremsport mache und nicht mal Bock darauf habe, hat die unverblümte Ehrlichkeit dieser ganzen Szene echt was in mir berührt. Teilweise haben die Rennen etwas von einem Initiationsrithus, alles sind irgendwie Gewinner und scheinen sich echt als Familie zu fühlen. Fernab davon sind die Rennen einfach richtig nice und unterhaltsam. Gut zum nebenher Sludge pumpen („God Luck and Good Speed“ von Weedeater ist abseits des großartigen Titel-Wortspiels ein perfect match).

*Ich empfehle K.O.T.S. auf YouTube – krass gefilmt, verstörend stumpfes Männlichkeitsgehabe, aber beeindruckend – beeindruckend stumpf, ja, aber dennoch heftig spannend und interessant, wie weit Menschen einzustecken bereit sind. Leider sind etliche Streetfighter in rechten cirklejerks aktive, gruselige Leute.

Die Letzten ihres Standes (und weitere Einschlaftipps)

Als SWR Handwerkskunst-Hooligan (wer es nicht kennt, aber beruhigende Dokus mag: es gibt wirklich wenig, bei dem man sich beim Anschauen so runterfährt, aber trotzdem was lernt – Konzept ist einfach: eine Person, die irgendwas kann, wird dabei begleitet, wie sie etwas macht. Lautsprecher, Seife, Fahrräder, immer so zwischen 15 – 30 Minuten ohne Hektik zum Produkt. Das war jetzt eine lange, mythenmetz’sche Abschweifung*) bin ich hierüber gestolpert. Hardcore kernig, strotzend vor Meme-kompatiblen Lines und tatsächlich habe ich seit der Doku richtig Bock, Kautabak zu kauen. Ping!

*Apropos Abschweifungen: Harry Rowohlt wurde mal der Paganini der Abschweifung genannt, und da hier eh schon alles sehr beruhigend ist, empfehle ich auch seine Lesung der Schatzinsel auf Spotify. Beste Vorlesestimme ever.

PJ Harvey – „Rid of Me“

Durch Peaky Blinders* bin ich dazu gekommen, wieder mehr PJ Harvey zu hören (passend zum Zeitgeschehen: 2013 hat Polly Jean Harvey von Queen Elisabeth II den OBE, also den Most Excellent Order of the British Empire verliehen bekommen). So richtig kommt man an PJ Harvey eigentlich eh nicht vorbei, wenn man sich für Rockmusik interessiert, Beziehung mit Nick Cave, Zusammenarbeiten mit Mark Lanegan (auf der hart geilen „Bubblegum“, einfach ein über-Post-Grunge-Album (gibt es das?)), Josh Homme / Desert Sessions, Tricky … nevermind. Hier liefert sie vor etlichen tausend Leuten auf dem BDO einfach mal den Opener ihres gleichnamigen (SEHR guten!, die Produktion ist super mächtig) Albums solo ab. Im Original kracht es zwar eh nur eruptionsmäßig zwischendurch und gen Ende, aber dass sie da alleine steht, gibt dem ganzen noch mehr Dringlichkeit. Die ist aber eh überall drin. Naja, PJ appreciation post.

*Macht schon Laune. Sehr geil ist vor allem der Soundtrack, da sind noch etliche Banger neben PJ Harveys „Down by the Water“ zu finden.

Selena Delgado ist Fake

Hier kommen zwei Sachen zusammen: Einmal dieser fucking weirde Channel namens FlorecitaDreams und dann noch die Urban Myth um Selena Delgado Lopez. Bei Letzterer handelt es sich um eine angeblich vermisste junge Frau, nach der in den 90ern regelmäßig im mexikanischen Fernsehen gefahndet wurde. Die Vermutung liegt nahe, dass das verwendete Bild computergeneriert war und dementsprechend die gesuchte Frau nie existiert hat. Und das verlinkte Video scheint dies zumindest auf eine beunruhigende Weise zu bestätigen.

VOX Explained

Das ist so dermaßen kein Geheimtipp, dass ich mich fast schäme, es zu posten. Als Wikipedia- und Wusstensie’s-Aficionado verbringe ich allerdings so dermaßen viel Zeit mit Kunst-Erklärvideos oder Einführungen in irgendwelche philosophischen Theorien (von denen ich eh alles wieder vergesse), dass ich VOX als eins der Highlights herausstellen muss. Schön gemacht, gut erklärt und vor allem richtig behämmerte Themen. Kennt vermutlich jede*r, vergisst aber vielleicht jede*r zweite auch wieder. Ich bin auch ehrlich neidisch darauf, dass Menschen mit so etwas ihr Geld verdienen.

Carts of Darkness

„Carts of Darkness“ ist eine dieser Dokus, die so nah dran sind, dass es (nicht nur) fast wehtut. Murray Siple, querschnittsgelähmter ex-Extremsportler und ex-Extremsportfilmemacher, begleitet eine Gruppe Obdachloser in Vancouver, die in ihren Einkaufswagen mit 70 Sachen die Straßen runterhämmern. Bisschen traurig, selbstredend, aber vor allem, weil Murray selber einfach herbe Bock auf Shopping Cart Downhill hat (und da wird’s dann am Ende ein bisschen tränendrüsendrückend, aber hey). Sehr, sehr geile Stunde.

In Case You Didn’t Feel Like Showing Up

Ministry 1990, das war kein Synthpop á la Depeche Mode mehr und das war auch noch nicht das legendäre Psalm 69 ( inkl. Jesus Built My Hotrod), welches kurze Zeit später veröffentlicht wurde. Ministry 1990 waren diese Herojunks, die einfach nur die anstrengendste Metalmusik der Gegenwart machten – Industrial Metal halt. Aber nicht so dekonstruierend wie Einstürzende Neubauten oder SPK und noch nicht so stadiontauglich wie Nine Inch Nails, Rammstein oder Marilyn Manson später, sondern einfach nur auf die Fresse.

Das Konzert spricht für sich, das Gitter zwischen Band und Publikum, wilde Videoeinspielungen und ein bellender Al Jourgensen schieben mit Mad Max-Vibes heftig an. Fehlen darf auch nicht die Zugaben-Rede von Jello Biafra, der das Publikum mit The Yankee Swastika, burn baby, burn! nochmal richtig einheizt. Letzter Track ist The Land Of Rape And Honey, bei dem Goebbels gesamplet wird und eine Kontinuität von Nazi-Deutschland zu den USA gezogen wird. Muss man gehört haben, um es (vielleicht) zu verstehen.

Mark Leckey – To the Old World (Thank You for the Use of Your Body)

Hab schon lange nicht mehr irgendwas im Internet gesehen was mich so umgehauen hat.
Vorhänge zu, Licht aus, Anlage inkls Sub aufdrehen. Ist definitiv nichts für den Handybildschirm.

„Best to let the broken glass be broken glass, let it splinter into smaller pieces and dust and scatter. Let the cracks between things widen until they are no longer cracks but the new places for things. That was where they were now. The world wasn’t ending: it had ended and now they were in the new place. They could not recognize it because they had never seen it before.“

„On Dark Horses“ – Emma Ruth Rundle Dokumentation

Als bekennender ERR-Ultra liebe ich eh alles, was sie an Output liefert, aber diese Doku hat meine Begeisterung noch mal gepushed (neben dem Video hier bei „What’s in my Bag“ (generell herbe empfehlenswert, wenn man sich dafür interessiert, was andere Menschen hören)). Einfach eine sehr intime, kurze Doku über eine krasse Künstlerin. Sehr nice und abgefahren ist auch ihr letztes Album (nur auf Bandcamp) und natürlich die X Kollaborationen mit Mizmor, Thou, The Body …